Wie groß der Nutzen der Osteopathie für gynäkologische Behandlungen sein kann, erkennt die moderne Medizin erst seit wenigen Jahrzehnten. In der Osteopathie werden Patienten und ihre Beschwerden ganzheitlich betrachtet und Krankheiten ursächlich behoben. Die meisten Beschwerden treten nicht einzeln auf, sondern sie sind Anzeichen für pathologische Veränderungen im Körper. Blockaden und Knoten werden im Rahmen osteopathischer Behandlungen mit den Händen ertastet und aufgelöst. So kann die Osteopathie ergänzend zu verschiedenen klinischen Disziplinen eingesetzt werden, um die körpereigenen Regenerationskräfte anzuregen. Aktuelle Studien belegen, dass Osteopathie und Gynäkologie sich mit der osteopathischen Manipulationstherapie verbinden lassen. Verschiedene gynäkologische Beschwerden können mit der osteopathischen Manipulationstherapie nachweislich verbessert werden. Auch zur Prävention von Krankheiten und Problemen in der Schwangerschaft haben sich bestimmte osteopathische Methoden als hilfreich erwiesen:
Osteopathie zur Begleitung von Schwangerschaften: Welche Vorteile bietet sie?
- Schmerzen im unteren Rücken und im Beckenbereich
- Beckenbodenprobleme und Beschwerden im Zusammenhang mit einer Senkung der Blase
- Durchblutungsstörungen und Schmerzen in den Beinen
- Prävention von Risikoschwangerschaften
- Fatigue, Schlafstörungen und schwangerschaftsbedingte Depressionen
Ist eine osteopathische Behandlung während und nach der Geburt hilfreich?
Die durchschnittliche Geburtsdauer liegt einer Studie der Meta-Analyse zufolge bei 16,57 Stunden. Die Geburt bei Frauen mit osteopathischer Begleitung dauerte dagegen nur 11,34 Stunden an. Mit osteopathischen Methoden können stressbedingte Komplikationen während der Geburt bei Mutter und Kind scheinbar gemildert werden. Laut des Bundesverbands für Osteopathie e.V. haben osteopathische Behandlungen von Säuglingen nach stressbelasteten Geburten wie Saugglockengeburten oder Kaiserschnitt einen positiven Effekt auf die Entwicklung von Babys. Auch Prä- und postnatale Beschwerden wie Polyhydramnion und Sehschwäche nach der Schwangerschaft treten mit osteopathischer Begleitung seltener auf. Vor, während und nach der Geburt kann die OMT für Mutter und Kind individuelle Vorteile bieten: sie kann zur Prävention wie auch zur Behandlung von Komplikationen angewendet werden.
Kann die osteopathische Manipulationstherapie als Schmerztherapie eingesetzt werden?
Dysmenorrhö lautet der Fachbegriff für krampfhafte Regelschmerzen. Sie werden durch Zyklusstörungen, organische Veränderungen oder Endometriose ausgelöst. In der Osteopathie werden krampfartige Veränderungen der Organe mit den Händen palpatiert und sanft gelöst. So können verschiedene schmerzhafte Beschwerden medikamentfrei behandelt werden:
- Vulvodynie ist eine mit klinischen Methoden nur schwer behandelbare Erkrankung, die durch unerklärliche Schmerzen der Vulva begleitet wird. Durch die gezielte Beruhigung von Muskeln und Nervenenden, die mit dem empfindlichen Intimbereich verbunden sind, können Schmerzen dauerhaft gemildert werden.
- Beckenschmerzen bedingt durch Schwangerschaft, Geburt und Säuglingsversorgung lassen sich durch sanfte Palpation von Blockaden im Muskel- und Fasziengewebe lösen.
- Schmerzen im unteren Rücken nach einer Schwangerschaft lassen sich durch die manuelle Manipulation der Wirbel beheben.
- Endometriose ist für Betroffene oft mit starken Schmerzen verbunden und gilt als rein operativ behandelbar. Mit osteopathischen Praktiken können Veränderungen im Gewebe ertastet und umliegende Blockaden harmonisiert werden.
- Schmerzen bedingt durch Zysten und nach operativen gynäkologischen Eingriffen treten mit osteopathischer Begleitung seltener auf, sodass kaum oder wenig Medikation nötig ist.
Ersetzt die Osteopathie Schmerzmedikamente?
Analgetika sind Mittel zur temporären Behandlung von Schmerzen. Sie werden in der klinischen Medizin allzu häufig als alleinige Medikation bei schmerzhaften Beschwerden verschrieben. Die OMT zielt darauf ab, die Ursachen von Schmerzen zu beheben, damit diese nicht weiter entstehen. So werden in der OMT übererregte Nerven, Blockaden und Staus mobil gemacht und harmonisiert. Im Idealfall sollten Schmerzmedikamente ergänzend zur ursächlich orientierten Therapie eingesetzt werden. So erhält der Körper die Gelegenheit, sich selbst zu heilen, bevor Medikamente die körpereigenen Schmerzsignale verschleiern. Osteopathie und Gynäkologie lassen sich für Behandlungen chronischer oder zyklischer Schmerzen ideal verbinden: sie treten im gynäkologischen Bereich oft als Teil von hormonell oder schwangerschaftsbedingten Syndromen auf. Viele gynäkologische Beschwerden können nur operativ behandelt werden, was bei unbedrohlichen Symptomen ohne schwere anzunehmende Folgesymptome nicht immer angebracht ist. Durch regelmäßige osteopathische Schmerzbehandlungen können Betroffene eine dauerhafte Medikation mit Analgetika idealerweise vermeiden.
Wie funktioniert die osteopathische Manipulationstherapie?
In der Osteopathie werden Muskeln, Knochen, Sehnen und Faszien individuell behandelt. Ziel ist es, ein energetisches Gleichgewicht herzustellen und die Mobilität des Körpers zu verbessern. Bei der osteopathischen Manipulation werden traditionell Blockaden in den Gelenkkapseln und Muskeln gelöst, die mit den Knochen verbunden sind. Das altgriechische Wort „ostéon“ bedeutet „Knochen“ – die Osteopathie behandelt der Etymologie nach also das Leiden der Knochen. Bei der osteopathischen Manipulation, kurz OMT, wird die Mobilität des Körpers durch manuelle Lösung von Spannungen, Knoten und Flüssigkeitsansammlungen erhöht. Im Gegensatz zur Chiropraktik steht bei der Behandlung nicht allein die Luxation von Knochen im Mittelpunkt. Vielmehr bietet die OMT bietet verschiedene Techniken zur ganzheitlichen Behandlung von Krankheiten. Um das zu erreichen, werden Stauzonen gezielt angeregt und übererregte Teile des Körpers gezielt beruhigt.
Fazit: Welchen Nutzen bringt die Kombination aus Osteopathie und Gynäkologie?
Die aktuellen Studien der Schweizerischen Meta-Analyse aus dem Jahr 2022 legen nahe, dass die OMT ergänzend zu klinischen gynäkologischen Behandlungen viele Vorteile bei der Behandlung von Frauen mit Wechseljahresbeschwerden und Zyklusproblemen sowie bei Schwangeren und Babys verspricht. Sowohl präventiv als auch zur Behandlung akuter Krankheiten werden osteopathische Praktiken in der Gynäkologie eingesetzt. Besonders vielversprechend ist die Osteopathie für Patientinnen mit chronischen schmerzhaften Erkrankungen wie Endometriose oder wiederkehrenden zyklusbedingten Schmerzen. Als nebenwirkungsfreie Alternative zu Analgetika oder hormonellen Behandlungen bietet sich die Osteopathie an. Vor allem zur Behandlung schwer behandelbarer gynäkologischer Beschwerden mit unklarer Ursache an kann die Osteopathie Linderung verschaffen.