Long Covid ist eine bisher unzureichend erforschte mögliche Folgeerkrankung einer SARS-CoV-2 Infektion, die Einschätzungen des RKI zufolge etwa 6 bis 9,5 % der Erkrankten innerhalb von 6 Monaten nach ihrer Infektion betrifft. Bei hospitalisierten Betroffenen mit schwerem Corona Krankheitsverlauf liegt das Risiko noch einmal deutlich höher bis zu 48 %. Über Long Covid ist bisher nur wenig bekannt, die Symptome der Krankheit ähneln jedoch dem chronischen Fatigue Syndrom, das auch als Myalgische Enzephalomyelitis bekannt ist. Zur Behandlung von Long Covid haben sich interdisziplinäre Therapieansätze bewährt, die Beschwerden auf individuell auf den Patienten abgestimmte Weise lindern und eine ganzheitliche Diagnostik erfordern. Amerikanische Studien legen nahe, dass Osteopathie und Physiotherapie ergänzend zu klassischen medizinischen Behandlungsmethoden zu guten Ergebnissen bei der Long Covid Behandlung führen können. Weltweit wird derzeit nach einem Heilmittel geforscht, aufgrund der komplexen Symptomatik von Long Covid sind holistische Behandlungsansätze aus unterschiedlichen medizinischen und naturheilkundlichen Paradigmen derzeit jedoch am vielversprechendsten für Betroffene.

Was ist der Unterschied zwischen SARS-CoV-2, Long Covid und Post Covid?

Von Long Covid sprechen Mediziner, wenn nach einer Covid-19 Infektion keine Viren mehr im Körper messbar sind und dennoch Symptome der Krankheit bestehen. Halten die Symptome nach der klinischen Genesung von Corona länger als 12 Wochen an, lautet die Diagnose Post Covid. Long Covid und Post Covid sind komplexe Syndrome, die sich auf unterschiedliche Weise niederschlagen. Generell sind Menschen nach einem schweren Krankheitsverlauf gefährdeter an Long Covid zu erkranken, doch auch nach leichten Krankheitsverläufen können typische Long Covid Beschwerden auftreten. Wie lange sich Krankheitsbeschwerden nach einer Coronainfektion zeigen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. In Einzelfällen konnte das Virus auch 6 Monate nach einer Infektion noch im Körper nachgewiesen werden. Aktuelle Zahlen legen nahe, dass Long Covid und Post Covid Beschwerden bis zu 18 Monate nach einer vollständigen Genesung auftreten können.

Welche Symptome treten bei Long Covid am häufigsten auf?

Corona wird auch als Multiorgan-Krankheit bezeichnet, da das Virus verschiedene Organe angreifen kann. Aus diesem Grund zeigt sich auch bei Long Covid ein breites Spektrum an Symptomen:
  • Kurzatmigkeit
  • Schmerzen oder Druckgefühl im Brustbereich
  • Schlafstörungen
  • Fatigue-Symptome wie ständige Müdigkeit oder Erschöpftheit nach einfachen Erledigungen
  • Schwindel oder Benommenheit
  • Ständig einschlafende Gliedmaßen und Durchblutungsstörungen
  • Depressive Verstimmungen und Angstzustände
  • Migräne
  • Chronische Bauchschmerzen, Diarrhoe oder Appetitlosigkeit
  • Neurologische Beschwerden wie andauernder Verlust von Geruchs- oder Geschmackssinn

Wie können Nachwirkungen von Corona mit Osteopathie behandelt werden?

In der Osteopathie werden Patienten und ihre gesundheitlichen Probleme ganzheitlich betrachtet. Bei der Anamnese werden psychosoziale Faktoren und körpereigene Signale mit einbezogen, um ein vollständiges Bild von der Problematik zu erhalten. Amerikanische Studien haben gezeigt, dass manuelle osteopathische Praktiken verschiedene Long Covid Symptome lindern können. Insbesondere Probleme im Brustbereich und Atembeschwerden können durch die gezielte Befreiung der Faszien in Brust und Nacken behandelt werden. Erfahrene Osteopathen erfühlen Blockaden und krankhafte Spannungen in den Faszien mit den Händen und können diese mit gezieltem Druck lösen. Auf diese Weise wird die Mobilität der Organe zu erhöht und regenerative Energien des Körpers werden angeregt. Angaben des Bundesverbands für Osteopathie (BVO) zufolge können verschiedene Long Covid Beschwerden durch die Mobilmachung der Faszien und Gefäße rund um betroffene Organe in vielen Fällen gemildert oder dauerhaft behoben werden.

Welche Long Covid Beschwerden können mit Osteopathie behandelt werden?

In der Osteopathie stehen die Ursachen für Beschwerden im Mittelpunkt und nicht die Symptome selbst. Die Ursachen für Beschwerden sind nicht immer direkt am betroffenen Organ zu lokalisieren, da Organe über Gefäße miteinander verbunden sind. Diagnose- und Therapieansätze werden in der Osteopathie individuell auf jeden Patienten zugeschnitten. Die Ursachen für Migräne sind beispielsweise nicht immer an den Kopfgefäßen zu finden. Oft lassen sich die Ursachen im Bewegungs- oder im Verdauungsapparat lokalisieren und mit gezielten osteopathischen Behandlungsmethoden lösen. Auch psychische Probleme und Schlafprobleme haben ihre Ursache häufig in körperlichen Blockaden, die mit osteopathischen Diagnosemethoden lokalisiert und gelöst werden können. Auf diese Weise können wir verschiedene Long Covid Symptome behandeln und begleitend zu klinischen Behandlungen körpereigene Regenerationskräfte aktivieren:

  • Hypertonie und andere Kreislaufprobleme können durch Mobilmachung von Knochen, Gelenken und Organen dauerhaft normalisiert werden
  • Mit Drainagen aus den Körperhöhlen und Lymphdrainagen kann die Mobilität der Gefäße wiederhergestellt werden, um Verdauungsbeschwerden und Spannungen zu lösen
  • Fatigue und chronische Erschöpfungsgefühle können mit modernen Perrin-Techniken behandelt werden
  • Die Ursachen für chronische Schmerzen in Form von Kopfschmerzen, Gliederschmerzen oder Bauchschmerzen können mit osteopathischen Behandlungsmethoden intuitiv mit den Händen ergründet und behandelt werden
  • Angstzustände, depressive Verstimmungen und Burn-out schlagen sich oft auch körperlich nieder oder haben ihre Ursache in körperlichen Spannungen, die durch manuelle Palpation ergründet und mit osteopathischen Techniken gelöst werden können

Wie können Long Covid Patienten eine Behandlung erleichtern?

Während und nach einer Erkrankung mit dem Coronavirus sollten Betroffene ihren Kreislauf und ihre Atemwege schonen und es ruhiger angehen lassen. Für eine umfassende Diagnose ist ein Symptom-Tagebuch hilfreich. Da die Symptome des Syndroms variieren und sich im Krankheitsverlauf verändern können, lassen sich Beschwerden mit einem Symptom-Tagebuch leichter dokumentieren und überblicken. Notieren Sie auch körperliche und psychische Beschwerden, die Sie nicht direkt in Verbindung mit der Erkrankung bringen. Das Syndrom ist in seiner Komplexität noch nicht vollständig erforscht. Viele Menschen spüren nach einer überstandenen Corona-Erkrankung deshalb Symptome, die sie nicht gleich zuordnen können. Ursache und Wirkung werden in der Osteopathie ganzheitlich betrachtet, wodurch dem Körper neue Möglichkeiten zur Regeneration eröffnet werden können.

Welche interdisziplinären Ansätze zur Behandlung von Long Covid und Post Covid gibt es?

Ärzte und Naturheilkundler weltweit bauen aktuell interdisziplinäre Netzwerke auf, um Behandlungsansätze der klinischen Medizin mit osteopathischen Therapieansätzen zur Behandlung von Long Covid und Post Covid zu vereinen. Die osteopathischen Therapieansätze zur Behandlung des chronischen Erschöpfungssyndroms ME/CFS bringen auch bei der Behandlung von Long Covid Patienten häufig sehr gute Ergebnisse, weshalb immer mehr Kliniken mit osteopathischen Praxen zusammenarbeiten und Patienten so ganzheitlich behandeln können.

Fazit: Wie können osteopathische Behandlungsmethoden die klinische Behandlung von Long Covid Patienten ergänzen?

Long Covid und Post Covid sind bisher wenig erforschte Syndrome, die sich auf unterschiedliche Weise manifestieren und unterschiedliche Organe betreffen können. Klinische Behandlungsansätze können deshalb nur Symptome lindern, bis die Krankheit von selbst abklingt. Mit osteopathischen Therapieansätzen werden zusätzlich zur klinischen Behandlung körpereigene Regenerationskräfte angeregt. Die manuell ausgeführte Behandlung wirkt krankhaften Mechaniken genau dort entgegen, wo sie entstehen. Häufige Long Covid- und Post Covid Beschwerden wie Fatigue, Migräne oder Atemprobleme können mit diesem ganzheitlichen Ansatz gemildert werden. Ziel ist es, die Regenerationszeit nach einer Coronainfektion mit ganzheitlichen Therapieansätzen aus der klinischen Medizin und der Naturheilkunde zu verkürzen. In der Osteopathie ist die gründliche Anamnese Kernpunkt jeder Behandlung. Beschwerden werden im Gespräch erfasst, aber auch durch das manuelle Ertasten mit den Händen untersucht. So können Symptome in Zusammenhang gebracht werden, deren Ursachen mit klinischen Methoden nur schwer festgestellt werden können.