Akupunktur-Stile im Überblick: Tradition bis Moderne

In der traditionellen chinesischen Medizin haben sich im Laufe der Jahrtausende verschiedene Strömungen entwickelt, die die Grundlehren der alten chinesischen Literatur auf unterschiedliche Weise gewichten. Lehren aus Schriften wie dem Klassiker des Gelben Kaisers (Huangdi Neijing) aus der Han-Dynastie, dem Klassiker der Schwierigkeiten aus dem 1. Jahrhundert (Nan Jing) oder dem Buch der Wandlungen (I Ging) haben bis heute großen Einfluss auf die chinesische Medizin und naturheilkundliche Praktiken. Auch moderne Akupunktur-Techniken basieren auf den jahrtausendealten Ideen von Qi, Yin und Yang und den fünf Wandlungsphasen, die in den frühesten chinesischen Schriften festgehalten wurden. Dabei sind die zu unterschiedlichen Zeitpunkten in der Geschichte der chinesischen Medizin entstandenen Strömungen nicht zwingend als Weiterentwicklungen voneinander zu betrachten. Vielmehr stehen sie in der Naturheilkunde gleichberechtigt nebeneinander und ermöglichen in der Akupunktur ganzheitliche Behandlungen, die an die Pathologie von Patienten angepasst werden können.

Wie läuft eine Akupunktur-Behandlung ab?

Die traditionelle chinesische Medizin betrachtet den Körper als Gefäß, in dem Energien wie Flüssigkeiten fließen. Yin und Yang durchqueren sogenannte Meridiane. Diese Akupunktur-Punkte am gesamten Körper können von erfahrenen Naturheilkundlern mit verschiedenen Techniken angeregt und gelöst werden. Dabei arbeiten ausgebildete Akupunkteure traditionell mit Druck, Akupunktur-Nadeln und Wärme in Form von Moxibustion. Bei der Moxa-Technik werden die Meridiane mit glühendem Beifuß-Kraut erwärmt, um innerer Kälte entgegenzuwirken und so krankhafte Mechaniken im Körper zu lösen.

Wie können Akupunktur-Punkte behandelt werden?

Nadel-Akupunktur
Moxi-Technik
Laserakupunktur arbeitet mit Lichtenergie
In der Elektroakupunktur wird Strom benutzt, um den Fluss durch die Meridiane anzuregen
Druckakupunktur mit den Händen kommt in unserer Praxis vor allem bei Babys und Kleinkindern zum Einsatz

Welche Ideologie liegt der Akupunktur zugrunde?

Sämtliche Lehren der Akupunktur basieren auf uralten chinesischen Schriften, die zum Teil zu den ältesten chinesischen Schriftstücken überhaupt gehören und sowohl medizinischen als auch spirituellen Charakter haben. Alle Akupunktur-Stile und Konzepte des Körpers haben gemein, dass der Körper als Gefäß für Energien und Fluide betrachtet wird. Diese Energien durchqueren bestimmte Punkte im Körper, die sogenannten Meridiane. Konzepte wie die fünf Wandlungsphasen, der Fluss des Qi oder Yin und Yang beschäftigen sich mit der Anatomie dieser Körperenergien und schlagen verschiedene Systeme zur Zuordnung der Meridiane und ihrer Bedeutung im Körper vor.

Welche Akupunktur-Stile passen zu meinem Krankheitsbild?

Teil der ganzheitlichen naturheilkundlichen Behandlungen in unserer Osteopathie Vitalpraxis in Hamburg sind Akupunktur-Angebote zur Mobilmachung der Meridiane am Körper. In der traditionellen chinesischen Medizin gibt es verschiedene Paradigmen, die sich in der Wertung von ursprünglichen Konzepten wie Qi oder Yin und Yang unterscheiden. Die unterschiedlichen Betrachtungsweisen können bei verschiedenen Krankheitsbildern hilfreich sein:

1. Was ist Akupunktur nach den 5 Wandlungsphasen?

Wu Xing ist die Lehre der fünf Elemente, die Kräfte wie Hitze, Kälte, Trockenheit, Feuchtigkeit und Wind als essenzielle Lebenskräfte beschreibt. Liegt ein Übermaß oder ein Mangel vor oder gerät die Abfolge der fünf Elemente aus dem Gleichgewicht, entstehen nach Ansicht der traditionellen chinesischen Medizin Krankheiten. Akupunkturtechniken nach den 5 Wandlungsphasen zielen auf die Harmonisierung der Elemente im Körper ab, um eine gesunde Balance wiederherzustellen. In den 1970ern nutzte der amerikanische Naturheilkundler J. R. Worsley die jahrtausendealten Methoden zur Erarbeitung einer modernen Akupunktur-Form auf Basis der Wu Xing Idee.

2. Was ist das Ziel der Balance-Methode im Stil der Familie Tan?

Der taiwanesisch-amerikanische Arzt Dr. Richard Teh-Fu Tan entwickelte die sogenannte Balance Method auf Basis des Huangdi Neijing. Auch heute lehrt die Familie Tan in ihrer Akupunktur-Schule Techniken der moderneren Balance System Akupunktur. Die Stile konzentrieren sich auf Verbindungen zwischen Meridianen und soll gezielt Disbalancen zwischen Medirianpunkten harmonisieren. Chronische Schmerzen und Blockaden können mit diesem Ansatz langfristig aufgelöst werden.

3. Was ist die Tung-Akupunktur-Tradition?

Die Wurzeln der Tung-Akupunktur lassen sich über Jahrtausende bis zurück in die Han-Dynastie verfolgen. In langer Tradition wurden die Tung-Akupunkturtechniken von Vater zu Sohn weitergegeben. 1973 veröffentlichte der jüngste Nachfahre der Tung-Familie sein Wissen im Buch „Tungs reguläre Meridiane und Punkte“, welches als Grundlage für moderne Tung-Akupunktur dient. Bei diesem Stil wird das Verhältnis zwischen Yin und Yang sowie Innerem und Äußerem fokussiert.

4. Welche schonenden japanischen Akupunkturformen gibt es?

In der japanischen Kultur sind seit dem 6. Jahrhundert Akupunktur-Techniken bekannt, die bis ins 19. Jahrhundert ausschließlich von blinden Mönchen ausgeführt werden durften. Viele der japanischen Techniken wie die Toyohari-Akupunktur und die Shonishin Akupunktur für Kinder setzen sanften Druck mit Gold- und Silberstäben oder mit den Händen an Meridianpunkten ein, um die Körperenergien in Einklang zu bringen. Nadeln bereiten vielen Kindern und Eltern Unbehagen und sorgen für psychischen Stress. Um diesen zu vermeiden, nutzt die Kinder-Akupunktur sanften Druck von außen anstelle von invasiven Nadeln. Mit den Händen werden spezielle Meridian-Punkte angeregt, um Bewegungsenergien zu befreien und die Mobilität von Gelenken und Organen zu verbessern. Zu den sanften japanischen Akupunktur-Techniken gehört auch der Kijiko Matsumoto Stil, bei dem systematische Reflexzonenmassagen im Vordergrund stehen.

5. Welche Akupunktur-Technik kommt aus Korea?

Als koreanische Akupunktur bezeichnen Naturheilkundler den Akupunktur-Stil des buddhistischen Mönches Sa Am, der den Sa Am Stil im 17. Jahrhundert entwickelte. Diese 4-Nadel-Akupunkturmethode orientiert sich an einem System aus 12 Meridian-Punkten an den Armen und Füßen, in der Zang-fu Zone und am Fluss von Yin und Yang im Körper. Der Sa Am Stil findet vor allem bei nervlichen Störungen im Körper Anwendung.

6. Was ist die Yamamoto New Scalp Acupuncture?

Zur Behandlung komplexer Syndrome bietet sich eine Kombination aus Akupunktur und manueller osteopathischer Behandlung des Körpers an. Während einer Sitzung können Meridiane am Kopf mit der Yamamoto Schädelakupunktur angeregt werden, welche sich auf den Energiefluss im gesamten Körper auswirken. Die Lehre Yamamotos geht davon aus, dass Meridian-Bahnen ihren Ursprung am Kopf haben und abwärts durch den Körper verlaufen. Der Körper bleibt bei dieser Akupunkturmethode frei für osteopathische Therapien.

7. Welche Akupunktur-Methoden werden in Mikrosystemen angewendet?

Außerhalb von China wurden im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Akupunktur-Methoden für Mikrosysteme entwickelt. Der französische Naturheilkundler Paul Nogier entwickelte im 20. Jahrhundert eine Ohr-Akupunktur. Eine spezielle Akupunkturform für die Hand stammt aus Korea und wurde in den 1970ern entwickelt. Zur spezifischen Behandlung von chronischen Augenerkrankungen entwickelte der dänische Arzt Dr. John Boel die Augenakupunktur, die heute vor allem zur Behandlung von degenerativen Augenkrankheiten eingesetzt wird.

8. Welche Rolle spielt Akupunktur in der Kosmetik?

Kosmetik-Studios bieten sogenanntes Micro-Needling als Anti-Aging-Maßnahme für das Gesicht und die Hände an. Das Micro-Needling soll Giftstoffe aus der Haut abführen und die Hautzellen zur Regeneration anregen. Meridiane oder Hitze- und Kältepunkte spielen bei dieser Form der Nadelbehandlung keine Rolle, es handelt sich also nicht im engeren Sinne um Akupunktur-Therapien.

9. Was ist die NADA-Suchtakupunktur?

Zur Behandlung von Suchtkranken bieten viele Krankenhäuser und Einrichtungen die sogenannte NADA-Akupunktur an. Das NADA-System kann von Suchtkranken in Kursen erlernt und anschließend selbst angewendet werden. Bei hohem Konsumdruck punktieren Betroffene bestimmte Meridiane im Ohr, um zu Entspannung zu gelangen.

Wie finde ich den richtigen Akupunktur-Stil für meine Beschwerden?

Chronische Beschwerden beginnen oft schleichend und bleiben deshalb lange unbehandelt. Stehen chronische Schmerzen einmal im Zentrum der Aufmerksamkeit, erschwert das die tatsächliche Ursachenforschung im Körper. Durch sorgsame Palpation können unsere ausgebildeten Osteopathen verdrängte Spannungen im Körper wahrnehmen, um anschließend eine passende Therapieform auszuwählen. Die Akupunktur- und Osteopathie-Behandlungen in unserer Praxis passen wir individuell an die Beschwerden und das Wesen unserer Patienten an. Durch die gezielte Anregung von ausgewählten Meridian-Punkten am Schädel und am gesamten Körper können osteopathische Therapieansätze mitunter effektiver und ganzheitlicher wirken und die körpereigenen regenerativen Kräfte anregen. Im engen Dialog zwischen Heilpraktiker und Patient werden Behandlungsansätze ausprobiert und an die Bedürfnisse des Patienten angepasst. Eine patientenorientierte Behandlung ist in unseren Augen ein dynamischer Prozess, bei dem pathogene und heilsame Faktoren sorgsam beobachtet und in Einklang gebracht werden müssen.

Fazit: Ist eine Kombination aus verschiedenen Akupunktur-Stilen sinnvoll?

Die Behandlung von chronischen Krankheiten erfordert ganzheitliche Konzepte. Ergänzend zu klinischen Therapien können erfahrene Osteopathen und Akupunkteure Ursachen für Krankheiten mit naturheilkundlichen Mitteln identifizieren und entgegenwirken. Zur Unterstützung von osteopathischen Behandlungsmethoden werden in der Osteopathie häufig Mikro-Akupunkturen wie die Yamamoto New Scalp Akupunktur am Schädel angewendet. Auf diese Weise können körperliche und psychische Blockaden mit verschiedenen Ansätzen zugleich behandelt werden, was die Chancen für eine vollständige und schnelle Regeneration erhöht. Elemente aus der traditionellen chinesischen Medizin, der europäischen Naturheilkunde und aus der klinischen Medizin schließen sich in der Naturheilkunde nicht aus, sondern bauen bei der Behandlung von Krankheiten ergänzend aufeinander auf.